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Physikalische Maßnahmen Pflanzenschutzmaßnahmen

Physikalische Verfahren sind eine wichtige Maßnahme des integrierten Pflanzenschutzes. Es kann unterschieden werden zwischen mechanischen, thermischen, akustischen und optischen Verfahren.

Physikalische Pflanzenschutzverfahren können in bestimmten Einsatzbereichen dazu beitragen, Pflanzenschutzmittel einzusparen und Bekämpfungslücken zu schließen. Häufig sind sie jedoch mit höheren Kosten und höherem Arbeitsaufwand sowie einer unsicheren Wirkung verbunden, was ihren Einsatz in der Praxis beschränkt. Weitere technische Entwicklungen sind notwendig, um die Praxistauglichkeit vieler Verfahren zu verbessern. Im Rahmen des Modellvorhabens „Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz“ wurden von den beteiligten Betrieben auch verschiedene physikalische Verfahren erprobt.

Weitere Informationen zu den Demonstrationsbetrieben integrierter Pflanzenschutz


Mechanische und thermische Unkrautbekämpfung

Die mechanische Unkrautbekämpfung ist ein Standardverfahren. Durch technische Neuerungen und eine verbesserte Schlagkraft moderner Geräte wird diese gegenüber der Verwendung von Herbiziden zunehmend attraktiver. Mechanische Geräte wie Hacke, Striegel oder Bürsten regulieren das Unkraut, in dem sie dieses ausreißen oder verschütten. Für einen guten Bekämpfungserfolg ist die Auswahl und Kombination der richtigen Gerätetypen für den jeweiligen Standort wichtig. Auch sind optimale Boden- und Witterungsbedingungen sowie Größe des Unkrauts zum Bekämpfungszeitpunkt für die Wirkung entscheidend.

Das Jäten und das Handhacken von Unkräutern - sicherlich das ältesten Pflanzenschutzverfahren in der Geschichte des Ackerbaus – haben auch in modernen Pflanzenschutzstrategien ihren Platz, zum Beispiel bei Reihenkulturen im Obst- und Gemüsebau. Der hohe Arbeitsaufwand und die Verfügbarkeit an Arbeitskräften setzen der manuellen Unkrautbekämpfung jedoch Grenzen.

Die thermische Unkrautbekämpfung mit Hilfe von Abflammgeräten haben ihren Einsatzbereich insbesondere in Beet- und Dammkulturen (zum Beispiel Möhren) im ökologischen Gemüsebau. Bei dieser werden die Unkräuter durch kurzfristige hohe Hitze verbrüht, so dass sie später absterben.

Sowohl mechanische als auch thermische Verfahren werden auch zur Unkrautbekämpfung auf befestigten Flächen  eingesetzt.

Weitere Informationen zur Unkrautbekämpfung auf Wegen und Plätzen

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Kulturschutznetze und andere Barrieren

Kulturschutznetze schützen im Obst- und Gemüsebau die Kulturen unter anderem vor Vögeln oder Schadinsekten. Für eine gute Wirkung ist die richtige Maschenweite zu wählen und über den Zeitraum, in dem eine Gefährdung besteht, die Kultur konsequent abzudecken.

Mulchfolien oder auch natürliche Mulchmaterialien wie Stroh können als Barriere und durch Beschattung das Wachstum von Unkraut vermindern.

Gegen Wildverbiss durch Hasen, Rehe oder andere Tiere helfen mobile oder feste Wildschutzzäune. Zäune helfen auch, Baumkulturen gegen Wühlmäuse zu schützen. Dafür muss der Zaun mindestens 50 cm in den Boden eingegraben sein.


Beispiel: Schutznetze gegen die Kirschessigfliege

Kirschbäume unter einem Schutznetz.
Kirschbäume unter einem Schutznetz.
© Dr. Silke Benz (LWK NRW)

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii führt als neuer Schädling im Obstbau zu großen Problemen insbesondere in Kirschen und Beerenobst. Das Demonstrationsvorhaben "Einnetzen von Obstkulturen zum Schutz gegen die Kirschessigfliege" hat zum Ziel, das Einnetzen der gefährdeten Kulturen als nicht-chemische Bekämpfungsmethode in der Praxis zu verbreiten. 20 Obstbaubetriebe aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg beteiligen sich an dem Projekt. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

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Physikalische Verfahren zur Saatgutbehandlung

Junge Pflanzen sind anfällig für eine Vielzahl von Pilzkrankheiten. Einige Krankheiten überdauern im Boden, bevor sie die Keimlinge befallen. Andere haften bereits am oder im Samenkorn. Die Beizung von Saatgut ist eine Maßnahme, um eine gute Entwicklung der Jungpflanzen sicherzustellen. Neben chemischen Verfahren mit Pflanzenschutzmitteln stehen auch einige physikalische Verfahren zur Saatgutbehandlung zur Verfügung. Anwendung finden Heißluft- oder Heißwasser- sowie die Elektronenbehandlung. Bei der Verwendung von physikalischen Verfahren ist zu beachten, dass sie ein begrenztes Wirkungsspektrum haben und zum Beispiel nicht vor bodenbürtigen Krankheiten schützen.

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Weitere physikalische Verfahren

Auch die klassische Vogelscheuche ist ein Pflanzenschutzverfahren. Moderne Formen der Vogelscheuche sind stationäre Drachen, die durch ihre stetige Bewegung oder auch der Imitation von Greifvögeln Vögel aus Pflanzenbeständen fernhalten sollen. Zur Vergrämung von Wild und Vögeln werden auch reflektierende Flatterbänder eingesetzt. Effektiver sind Geräte, die mit Knall- und Lichteffekten arbeiten.

Verschiedene mechanische Fallentypen werden in Dauerkulturen zur Bekämpfung von Wühlmäusen eingesetzt. Sachkunde in der Handhabung der Fallen, Kenntnisse zum Verhalten der Tiere und Ausdauer sind für eine gute Wirkung notwendig.

Schadinsekten benutzen häufig bestimmte optische Reize, um sich zu orientieren und ihre Wirtspflanze zu finden. Dies kann auch für ihre Regulierung genutzt werden. Verschiedene Arten von farbigen Klebetafeln werden zum Beispiel genutzt, um das Auftreten von bestimmten Schädlingen zu überwachen. In kleinem Maßstab wie in einem Gewächshaus können die Klebetafeln auch zum Massenfang der Schädlinge eingesetzt werden. Mulchmaterialien wie Stroh oder bestimmte farbige Folien können zum Beispiel in Kartoffeln den Zuflug von Blattläusen verringern. In Mischkulturen kann ebenfalls die Wirtsfindung von bestimmten Schadinsekten erschwert sein, die sich über optische Reize oder Geruch orientieren. Verschiedene weitere Verfahren wie der Einsatz von Fang- und Feindpflanzen oder auch Pheromonen machen sich die Biologie und das Verhalten von Schädlingen zu Nutze, um diese zu regulieren. Hier besteht ein fließender Übergang zu biologischen und biotechnischen Verfahren.

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