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Stand: 19.12.2023
Ziel des NAP ist es, mögliche Risiken und Auswirkungen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) verbunden sein können, weiter zu reduzieren. Zur Darstellung der Verbraucherexposition gegenüber Pflanzenschutzmitteln wird u. a. der "Bevölkerungsbezogene Indikator für die Verbraucherexposition" herangezogen, der angibt, wie hoch basierend auf Lebensmittelmonitoringdaten Verbraucherinnen und Verbraucher belastet sind. Die Auswertung erfolgt alle 6 Jahre.
Es werden keine Aussagen zu Einzelproben oder Einzellebensmitteln getroffen, sondern zur lang- bzw. kurzfristigen Gesamtexposition der Bevölkerung in Deutschland. Grundlage sind probabilistische bevölkerungsbasierte Expositionsschätzungen für jeden im Lebensmittelmonitoring untersuchten Pflanzenschutzmittelwirkstoff. Als Datengrundlage dienen alle Daten, die aus deutschen Verzehrstudien verfügbar sind, sowie alle Daten eines vollständigen sechsjährigen Zyklus des repräsentativen deutschen Lebensmittelmonitorings. Für jeden Stoff wird die ermittelte Exposition mit den jeweiligen gesundheitlichen Referenzwerten ADI und ARfD verglichen, und deren Ausschöpfungsgrade werden ermittelt.
Die Ergebnisse werden drei Expositionskategorien zugeordnet:
Kategorie | Bevölkerungsbezogene Langzeitexposition gegenüber PSM in der Nahrung | Bevölkerungsbezogene Kurzzeitexposition gegenüber PSM in der Nahrung |
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1: Exposition gering | ≤10% | ≤10% |
2: Exposition mittel | >10% und ≤100% | >10% und ≤100% |
3: Exposition hoch | >100% des jeweiligen ADI-Werts | >100% des jeweiligen ARfD-Werts |
Aus der ermittelten Expositionshöhe können Handlungsempfehlungen für das Risikomanagement abgeleitet werden. Für Stoffe in Kategorie 1 ist die Verbraucherexposition im Verhältnis zum toxikologischen Referenzwert gering. Aufgrund des großen Abstands zu den gesundheitlichen Referenzwerten fallen mögliche Unsicherheiten in der Datenlage nicht ins Gewicht. Für die Stoffe in Kategorie 2 erfolgt eine Prüfung, welche Unsicherheiten bei der Expositionsschätzung bestehen, und es werden Empfehlungen gegeben, ob/ wie die Datenbasis für diese Stoffe verbessert werden sollte. Für Stoffe in Kategorie 3 ist die Verbraucherexposition im Verhältnis zum toxikologischen Referenzwert hoch. Gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung können auf Basis der vorliegenden Daten nicht mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Eine Reduzierung der Verbraucherexposition sowie eine Verbesserung der Datenlage sind für diese Stoffe empfehlenswert.
Kategorie | Bevölkerungsbezogene Langzeitexposition gegenüber PSM in der Nahrung | Bevölkerungsvezogene Kurzzeitexposition gegenüber PSM in der Nahrung |
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Keine Kategorisierung möglich | 4 Stoffe/ Parameter: Fenchlorphos, Hexabrombenzol, Indolyl-Buttersäure, Bromid | 3 Stoffe/ Parameter: Chlorpropham, Hexabrombenzol, Indolyl-Buttersäure |
1: Exposition gering | 1177 Stoffe/ Parameter | 1162 Stoffe/ Parameter |
2: Exposition mittel | 3 Stoffe/ Parameter: Chlorat, Perchlorat, Dithiocarbamate | 17 Stoffe/Parameter: Acetamiprid, Captan, Chlorat, alpha-Cypermethrin, Cypermethrin, Deltamethrin, Dithiocarbamate, Ethephon, Flonicamid, Imazalil, Indoxacarb, Iprodion, Methabenzthiazuron, Nikotin, Oxamyl, Prochloraz, Pyraclostrobin |
3: Exposition hoch | 4 Stoffe/ Parameter: Anthrachinon, Chlorpyrifos, Dimethoat/Omethoat, Tricyclazol | 6 Stoffe/ Parameter: Anthrachinon, Chlorpyrifos, Dimethoat/Omethoat, Fenamidon, Tricyclazol, Phosmet |
Für Stoffe mit hoher Exposition besteht grundsätzlich Handlungsbedarf. Anthrachinon, Chlorpyrifos, Dimethoat/ Omethoat, Fenamidon und Tricyclazol sind aufgrund ihrer gentoxischen Eigenschaften in Lebensmitteln generell und in jeglicher Konzentration unerwünscht, für Phosmet wurde die ARfD überschritten. Für alle diese Stoffe wurden erforderliche Risikomanagementmaßnahmen bereits ergriffen. Keiner von ihnen ist in der EU noch für die Anwendung in Pflanzenschutzmitteln genehmigt, und die Rückstandshöchstgehalte wurden auf die Bestimmungsgrenze abgesenkt. Da die meisten Absenkungen erst während oder nach dem Ende des betrachteten Zeitraums (2015 bis 2020) erfolgten, kann die Wirkung der getroffenen Maßnahmen erst in späteren Monitoringzyklen sichtbar werden.
Sieke, C., Michalski, B. and Kuhl, T., 2018: Probabilistic dietary risk assessment of pesticide residues in foods for the German population based on food monitoring data from 2009 to 2014; Journal of Exposure Science and Environmental Epidemiology (2018) 28, 46–54, doi:10.1038/jes.2017.7
Sieke, C., 2018: Probabilistic cumulative dietary risk assessment of pesticide residues in foods for the German population based on food monitoring data from 2009 to 2014; Food and Chemical Toxicology (2018) 121, 396-403; doi: 10.1016/j.fct.2018.09.010