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Bienenbrotmonitoring Bienenbrotmonitoring

Stand: 01.01.2024

Einleitung

Ziel des NAP ist es, mögliche Risiken und Auswirkungen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, die mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verbunden sein können, weiter zu reduzieren. Zur Darstellung der Risikoentwicklung im Bereich Biologischen Vielfalt wird u. a. der Indikator "Bienenbrotmonitoring" herangezogen, der die festgestellten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Bienenbrot (in den Bienenstock eingetragener Pollen) beschreibt. Für diesen Indikator wurde im NAP kein quantifiziertes Ziel festgelegt.

Beschreibung

Der Indikator basiert auf Daten, die seit 2004 im Rahmen des Projektes "Deutsches Bienenmonitoring (DeBiMo)" erhobenen werden. Weiterhin werden im Rahmen des Projektes Daten zum Umfang auftretender Winterverluste an Bienenvölkern in ausgewählten Imkereien sowie zur Prävalenz der wichtigsten Bienenkrankheiten (insbesondere der Varroose) erhoben. Aufgrund seiner Struktur, Stichprobengröße und Datenerfassung ist das DeBiMo langfristig angelegt und nicht darauf ausgerichtet, relativ kurzfristige Auswirkungen spezifischer Maßnahmen zu erfassen.

Bundesweit wirken über 120 Imker mit. Sie stellen repräsentativ und aktuell Daten zu Betriebsstrukturen und zur Überwinterungsdynamik ihrer Völker sowie Bienen-, Honig- und Pollenproben für Krankheits- und Rückstandsanalysen zur Verfügung.

Diagramme

Diagramm: Häufigkeiten der Belastungen von Bienenbrotproben in 2021 und 2022.
Diagramm: Verteilung der Anzahl aller untersuchter Wirkstoffe (getestet, N = 475), der 75 in den Proben nachgewiesenen (Nachgewiesene) und die Verteilung der Klassen in den insgesamt 611 Nachweisen (Gesamtdetektionen) nach Wirkstoffklasse in 2022. In dem Balkendiagramm ist der erwartete (Getestet) und der beobachtete Anteil (Gesamtdetektionen) der Wirkstoffklassen gegenübergestellt.

Aussage

Im Rahmen des Projektes DeBiMo wird das im Bienenvolk eingelagerte Bienenbrot untersucht. Als Bienenbrot wird Blütenpollen bezeichnet, der von den Bienen im Bienenstock bei der Einlagerung in die Wabenzellen mit Speichel vermischt und dadurch haltbar gemacht wird. Im Bienenbrot sind höhere Wirkstoffmengen zu erwarten als im Nektar. Zudem dient das Bienenbrot über längere Zeit als Nahrung für Ammenbienen und Larven und kann daher zu langfristigen Effekten führen. 

Im Bienenbrot können über 475 Wirkstoffe und deren Metaboliten (Abbauprodukte) aus dem Pflanzenschutz nachgewiesen und quantifiziert werden ("Multimethode", LUFA Speyer). Die Rückstandsbelastung spiegelt im Wesentlichen die landwirtschaftliche Praxis wider. Die Rückstandsprobleme, die sich im Rahmen der Imkerei u. a. aus der chemischen Bekämpfung der Varroamilbe ergeben können, sind vernachlässigbar. 

Die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen 2022 bestätigen im Wesentlichen die Ergebnisse aus den Vorjahren des Projektes. Von den insgesamt 129 untersuchten Proben stammte die Mehrzahl aus dem Sommer (91 Proben), sowie aus dem Frühjahr (37 Proben) und Herbst (1 Proben). 

In 2022 wurden mit der validierten Multimethode insgesamt 475 Substanzen in den Analysebericht aufgenommen. Das ist 1 Wirkstoff mehr als im Vorjahr, wobei im Vergleich zu 2021, 13 neue Substanzen dazu kamen und 12 weggefallen sind. Neu im Untersuchungsprogramm waren folgende Wirkstoffe: Bioresmethrin (Insektizid), Captafol (Fungizid), Chlordecone (obsoletes Insektizid, nicht mehr auf dem Markt), Chlorethoxyphos (Insektizid), Chlormephos (Insektizid), Famphur (Insektizid), Furilazole (Herbizid-Safener in Deutschland nicht zugelassen), Isoxathion (Insektizid), Karanjin (Akarizid und Insektizid), Potasan (Insektizid), Pyraclofos (Insektizid), Tebupirimiphos (Insektizid) und Thiometon (Akarizid und Insektizid). Die LUFA Speyer nimmt regelmäßig interessante Wirkstoffe in das Programm auf und ersetzt Wirkstoffe mit niedrigen Findungsraten. Keiner dieser Wirkstoffe wurde im Bienenbrot nachgewiesen.

Von den 475 untersuchten Wirkstoffen und Metaboliten wurden insgesamt 75 in den Bienenbrotproben nachgewiesen. Das sind 12 weniger als in 2021. Die Rückstände lagen hierbei meist im Spurenbereich. 61 Wirkstoffe wurden mindestens einmal oberhalb der Bestimmungsgrenze nachgewiesen. In 90,7 % der Proben konnten Pflanzenschutzmittel-Rückstände gefunden werden, in 67,4 % mit mindestens einem Wirkstoff oberhalb der Bestimmungsgrenze, 9,3 Prozentpunkten weniger gegenüber dem Vorjahr (76,7 %). 

Fungizide wurden am häufigsten detektiert, wobei unter allen Wirkstoffen das Fungizid Boscalid (31,4 %) an erster Stelle steht. Die höchste Konzentration wurde bei dem Wirkstoff Tetrahydrophthalimid (2,04 mg/ kg) gemessen, ein Metabolit von Folpet, das hauptsächlich im Weinbau verwendet wird. Tau-Fluvalinat war das am häufigsten nachgewiesenes Insektizid und wurde in 8,5 % der Proben gefunden und hatte auch der höchsten gemessenen Konzentration (0,101 mg/ kg).

Von den insgesamt 129 Bienenbrotproben waren 117 mindestens mit einem Wirkstoff belastet. Durchschnittlich fanden sich 4,7 Wirkstoffe in den Proben (Median = 4). Es ergaben sich 611 Nachweise von Wirkstoffen, davon lagen 54 % (330 Nachweise) oberhalb der jeweiligen Bestimmungsgrenze und 297 (46,0 %) über der jeweiligen Nachweisgrenze aber unterhalb der Bestimmungsgrenze. Insgesamt konnten 40 nicht bienengefährliche Fungizide (Auflage B4, davon 35 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 14 Herbizide (B4, 11 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 15 Insektizide (11 oberhalb der Bestimmungsgrenze), 2 Varroazide und 4 sonstige Wirkstoffe nachgewiesen werden.

Ein direkter Zusammenhang zwischen Pflanzenschutz und Winterverlusten war nicht nachzuweisen. Es zeigte sich vielmehr wie in den Vorjahren ein hochsignifikanter Einfluss der Varroabelastung und der damit verbundenen Viruserkrankungen im Herbst auf die Überwinterung der Bienenvölker. Auch wenn die Rückstandsdaten keine akut toxischen Konzentrationen zeigen, so addieren sich bei 3 Proben (2,3 %) die Wirkstoffmengen der einzelnen Wirkstoffe auf mehr als 1000 µg/ kg, ein Schwellenwert, der in anderen Studien mit Gesundheitsproblemen der Völker assoziiert wurden. 

Anhand der im Rahmen des DeBiMo durchgeführten Pflanzenschutzmittel-Rückstandsuntersuchungen im Bienenbrot können relativ kurzfristige Auswirkungen spezifischer Maßnahmen nicht erfasst werden. Der Kontakt der Bienenvölker mit subletalen Dosen von Pflanzenschutzmitteln wird jedoch kontinuierlich dokumentiert und dadurch Veränderungen in der landwirtschaftlichen Praxis und deren Auswirkungen auf die Bienenvölker erfasst. Daneben unterstreichen die Ergebnisse der Rückstandsuntersuchungen die Sinnhaftigkeit der Bemühungen der Bieneninstitute, Landwirte dahingehend zu beraten und zu animieren, auch die Menge der als „nicht bienengefährlich“ eingestuften Pflanzenschutzmittel möglichst zu reduzieren oder diese zumindest außerhalb der täglichen Hauptflugzeiten auszubringen. Dadurch können Rückstandsbelastungen und mögliche subletale und/ oder additive Effekte minimiert werden.